Startseite / Allgemein / Interview | „Aber letztendlich machste die Mukke für dich und wenn es anderen gefällt ist es super!“ – Interview mit Guido Knollmann von den Donots

Interview | „Aber letztendlich machste die Mukke für dich und wenn es anderen gefällt ist es super!“ – Interview mit Guido Knollmann von den Donots

Aber letztendlich machste die Mukke für dich und wenn es anderen gefällt ist es super! – Interview mit Guido Knollmann von den Donots

Am Rande des traditionellen Jahresabschlusskonzertes der Donots im Rosenhof in Osnabrück im Dezember hatten wir spontan die Gelegenheit dem Donots-Gitarristen Guido Knollmann ein paar Fragen u.a. zum 20 Jährigen Bandjubiläum und dem neuen Album „Karacho“ stellen.

KonzertReview.de: Ihr veröffentlicht jetzt euer neues Album „Karacho“, das erste Album auf Deutsch, wie ist es dazu gekommen und ist der Name „Karacho“ auch Programm?

Guido: Ja schon. Ich sag mal von vornerein, wie es gekommen ist: wir hatten uns gedacht „20 Jahre Donots – da können wir nicht nur irgendein Album rausbringen, lasst uns einfach mal was ausprobieren und was wagen.“ Wir haben seit der „Coma Chameleon“ mit Stillstand eh nicht so viel zu tun gehabt und probieren auch gerne aus, sind dann einfach ins Studio gegangen und haben uns gesagt „Mal sehen, wo die Reise hingeht“. Wir haben vieles Verschiedenenes ausprobiert bis Ingo dann ankam und meinte „Ey, ich habe hier ’nen deutschen Text, lass uns mal gucken, wie das ist“ Wir haben dann einfach gemacht, saßen im Studio, haben versucht ein Riff rumzuorgeln und haben uns dann gesagt „Mein Gott, das geht ja doch ganz schön locker von der Hand“ das war wirklich angenehm, irgendwie. Irgendwann haben wir gesagt „Weisse watt? Wir machen damit einfach mal weiter, solange es sich so gut anfühlt und dann mal gucken, wo wir hinkommen“. Wir hatten dann auf einmal 5, 6 Songs und wollten dann erst eine EP auf Deutsch machen, also erstmal nur so aus Spaß. Also haben wir erst überlegt diese EP direkt zum Bandjubiläum rauszuhauen, genau zu dem Tag wo wir auch hatten – 16. April – aber haben dann einfach immer weiter aufgenommen. Irgendwann sagte Jan-Dirk dann „Ey, theoretisch haben wir doch schon ein ganzes Album voll“. Das hatte ja vorher gar keiner angesprochen. „Ja, haben wir eigentlich schon, machen wir das denn?!“ So: Warum nicht? War doch alles gut. Das bockte auch irgendwie – machen wir einfach! Und zu Karacho: Ja, es geht vielmehr nach vorne, als die letzten beiden Platten. So war das. Das kam dann einfach so.

KonzertReview.de: War es geplant, das Album erst 2015 zu veröffentlichen und nicht zum Jubiläum?

Guido: Nee, das war nicht wirklich geplant. Wir hatten eigentlich 2014 geplant, aber wie es immer so ist: Plan und wie es im Endeffekt wirklich wird sind immer zwei Paar Schuhe.

KonzertReview.de: Die 20 Jahre hatten wir eigentlich angesprochen. Es ging los mit dem Konzert in Ibbenbüren in der Scheune, jetzt bis zum Grand Münster Slam. Kannst du dazu ein paar Worte sagen?

Guido: Boah, das ist natürlich schwer. Eigentlich darf man da gar nicht so drüber nach denken. Ich find’s an meiner Stelle als Bandmitglied ist es wie eine Reise gewesen. Ich weiß jetzt schon, dass das die geilste Zeit in meinem Leben war. Wir sind rumgekommen, quer durch die Welt. Sind und waren unsere eigenen Chefs, machen genau das worauf wie Bock haben und dann kommen auch noch Leute und sagen: „Ey, das ist gut!“ und das ist halt großartig. Das war schon eine heftige Reise um die Welt.

KonzertReview.de: Heute Abend sind wir hier im Rosenhof. Das ist ja auch zu einer Tradition geworden und ist ja auch für alle eine Herzensangelegenheit doch jedes Jahr wieder genau hier das Jahr zu beenden. Warum habt ihr euch denn den Rosenhof ausgesucht? Hat sich das über die Jahre entwickelt, dass es dann immer wieder Osnabrück war und ist?

Guido: Wir haben das früher erst immer im Hyde Park gemacht und sind in irgendeinem Jahr man rüber gewechselt. Wir haben heute noch drüber gelabert, wann das denn genau warn und weil wir gefühlt schon 30 Mal hier gespielt haben. Ich finde von Laden her passt es einfach: es hat zwar schon eine Größe, aber trotzdem knallt es noch. Es ist trotzdem noch alles ganz dicht, der Raum klingt super, die Leute sind überhaupt nicht nett das ist ganz schrecklich (böser Blick von der Chefin vom Nachbartisch) … Da guckt sie rüber! (lacht) Nee, das ist natürlich völliger Quatsch. Das war ein riesen Scherzken. Das ist hier alles total angenehm. Ich weiß nicht, wir sind hier irgendwie gelandet, weil es ein Jahr im Hyde Park nicht lief und alles nicht geklappt hat und letztendlich haben wir dann gesagt „Hey, das ist mega angenehm, hier bleiben wir das ist super!“

KonzertReview.de: Kurz vor Weihnachten wurde die neue Band Aid Single veröffentlicht und ihr habt mitgesungen. Stimmt es, dass Campino persönlich bei euch angerufen hat? Und wie kam es dann dazu, dass ihr dabei ward?

Guido: Ja, der hat halt Ingo angeschrieben, ob wir Bock hätten mitzumachen. Und ich sage ganz ehrlich: es gibt zwei Sachen. 1: von vornerein, wenn Campino schreibt „Habt ihr Bock?“, dann HABEN wir Bock. Wie oft hat der bzw. er und seine Jungs uns schon geholfen und uns wirklich Plattformen geboten. Wie oft haben die für uns schon den Daumen hochgehalten „Geile Band, zieht euch das rein!“ Das ist schon so eine Freundschaft geworden und da kannst du auch nicht einfach sagen „Nö, mach ich nicht!“. 2. ich finde erst Recht bei der Sache, wo es darum geht Geld für eine Sache zu sammeln, aus Stylegründen nicht mitzumachen, weil es nicht cool ist neben irgendeinem Pop-Künstler zu stehen oder weil der Song halt irgendwie natürlich total cheesy ist. Aber wer da nicht den Arsch in der Hose hat und sagt: „Scheiß auf den Style!“, der hat es dann nicht verstanden.

KonzertReview.de: Es gab viel positive Resonanzen, aber auch viel negative Kritik, was geschrieben wurde. Habt ihr das so richtig mitgenommen und wahrgenommen? Und was kann man genau diesen Leuten nochmal sagen?

Guido: Ich weiß nicht so richtig. Ich habe es mir natürlich bis zu einem gewissen Punkt durchgelesen aber irgendwann hat es sich im Kreis gedreht. Ich finde es ist eh immer klar, dass wenn man sich in die Öffentlichkeit stellt, gerade wenn es um eine Aktion gebt, wo man was bewegen will oder wo es nicht nur um Party und Spaß geht, da gibt es immer viele Leute die sagen: „ABER, …“ Das ist so typisch Deutsch. Einer setzt sich für etwas ein und dann wird die 100%ige Konsequenz eingefordert, weil es sonst ja uncool ist. Sowas eben. Ich kenne das ja selber, wenn wir irgendwas gemacht haben. Sachen gegen rechts oder uns für Vegetarismus eingesetzt haben, es ist doch dauern, dass da Leute kommen mit „Aber, …!“. Das war von vornerein klar, dass es auch mega Gegenwind gibt. Im Endeffekt scheiße ich da so hart drauf! So kitschig sich es auch anhört, ich bin mittlerweile an einem Punkt, da mache ich was ich für richtig halte und wenn Leute Bock drauf haben, sollen sie das einfach machen. Punkt!

KonzertReview.de: So soll das sein! Du hast es gerade schonmal gesagt: Gegen Rechts! Wenn man mal in die Zeitung schaut, PEGIDA, HOGESA und wie dieser ganze Abschaum heißt. Ist es wichtiger denn je, jetzt nochmal, auch mit der Musik, denen den Mittelfinger entgegen zu strecken?

Guido: Gerade jetzt, auch jeden Fall! Gerade diese ganze PEGIDA-Scheiße rückt diesen ganzen komischen rechten Scheiß in die politische und gesellschaftliche Mitte und da sagt jetzt jeder, auch der Nachbar meiner Eltern, sowas wie „Ja endlich macht da mal einer was!“ und du sagt dir, natürlich habe ich auch keinen Bock auf irgendwelche Leute die anderen den Kopf abhacken wegen ihrem Glauben. Aber das wird ja dann ganz schnell als Feuer genutzt, um woanders rum zu piken. Wenn sich hier irgendwelche Affen scheiße benehmen, kommen die anderen auch aus dem Loch und machen hier auch alles für’n Arsch. Also: da bedingen Deppen, bedingen Deppen. Und da finde ich schon, dass was gesagt werden muss, sonst wird das alles ganz schnell verallgemeinert.

KonzertReview.de: Es wurde gerade schon kurz angesprochen: Nächstes Jahr das neue Album „Karacho“. Kannst du uns sonst noch einen kleinen Ausblick auf 2015 geben?

Guido: Das Album wird kommen, es wird dann definitiv eine Tour geben, Festivals werden kommen. Ich bin erstmal ganz gespannt, wie das Album ankommen wird und die Leute darauf reagieren. Es ist ja schon wieder mal ein anderer Schritt. Wenn ich darüber nachdenke, finde ich es komisch, wie eine andere Sprache so hart die Musik ändert oder das Gefühl dazu. Das kann ja eigentlich nicht sein. Es geht um die gleiche Einstellung, die Musik ist ähnlich, aber irgendwie kenne ich es ja selber von mir früher, als ich Deutsch-Punk und Englischen Punk gehört habe. Ich mochte beides immer, aber es hat immer ein anderes Gefühl gegeben. Ich bin mal gespannt, was die Leute sagen. Also ich habe Bock und denke das wird gut knallen!

KonzertReview.de: Ihr habt ja die ersten Songs schon rausgehauen. Gab’s schon die ersten Reaktionen? Oder interessiert euch das bis zur Veröffentlichung des Albums erstmal gar nicht?

Guido: Nee. Was mich aber wirklich interessiert ist, wenn ich das Album fertig habe und es dann das erste Mal meinen Eltern zeige bzw. Ingo und ich unseren Eltern oder unserem anderen Bruder oder halt Freunden. Uns das ist immer so ein Moment, da rauche ich auch einfach mal eine Schachtel weg. Jeder kleine Augenverdreher ist dann schon so wie „Um Gottes Willen“, aber letztendlich machste die Mukke für dich und wenn es anderen gefällt ist es super! Aber es ist schon spannend, was die Leute später dazu sagen. Gerade, wenn es wie jetzt so einen Schritt gibt oder wieder eine Änderung in der Musik gibt.

KonzertReview.de: Dann kommen wir auch schon zu Ende. Wir haben zum Schluss bei jedem Interview die gleichen letzten zwei Fragen: Du besuchst ja hin und wieder auch mal selbst Konzerte. Nenne doch mal 3 Highlights deiner Konzerte von anderen Künstlern, die du besucht hast.

Guido: Das waren HGich.T zum Beispiel. Die habe ich schon zwei Mal live gesehen und das waren zwei der intensivsten Konzerte meines Lebens, denn ich steh auf diese Art von Trash. Ich mag’s halt wenn da auch ein wenig Dadaismus mit drin ist uns es eigentlich gar keinen Sinn gibt. Da kriegst du mich sofort mit. Also Großartig – wirklich! Das ist ein bisschen so, als wenn Schlingensief durchdreht und dabei noch Techno hört. Aber was gab’s sonst noch? Boah, live ist es immer schwer. Ich finde komischerweise selten, dass mich eine Band live komplett aus den Schuhen hebt. Das ist echt weniger geworden.

Bad Religion sind meine Helden. Wer nicht auf Bad Religion steht wird sagen: „Boah, die stehen live nur rum und tun so, als wenn sie gar keinen Bock hätten“ und ich muss jedes Mal heulen, wenn die spielen , wenn ich sie sehe. Und ich sage wie es ist – verdammte Scheiße – die Hosen. Das ist eine der wenigen, wo ich wirklich immer Gänsehaut bekomme, wenn die spielen. Es wird wirklich immer abgeliefert ohne Ende. Die spielen ja auch gefühlt immer über drei Stunden oder so. Das ist schon ein Teil, was mich sehr bewegt – damit bin ich halt groß geworden.

KonzertReview.de: Sehr schön. Jetzt kannst du den Spieß einmal umdrehen und drei eigene Konzerte nennen, die dir besonders in Erinnerung bleiben.

Guido: Letztens auf dieser Mini Tour in Augsburg in der Kantine fand ich ganz besonders. Da war irgendwie „Magic“ im Raum. Da hat es echt gebrodelt. Bei manchen Konzerten kommst du selber nicht rein und bei einigen bist du sofort total drin und da war es echt mega geil. Was noch geil war…

(Donots-Merchendiser Norbert kommt in den Raum, schau uns an, lacht und sagt: “ Boah, der ist auch immer im Weg der Vogel…“ Nach einer kurzen Begrüßung kann das Interview fortgesetzt werden.) Was noch geil war: Japan auf jeden Fall. Das Punkspring Festival zusammen mit Rancid in Tokyo. Buzzcocks waren auch dabei und das war schon ziemlich geil. Ich wurde in genau der Nacht 30 und dann noch zusammen mit Rancid spielen, meinen Göttern, das ist schon geil.

Uns auch geil fand ich das Konzert in Portland auf der Ami-Tour, wo acht Zahlende Gäste waren und wir haben dann da die ganze Zeit irgendwelche Klassik-Musik unter unseren Ansagen kaufen lassen. Wir haben einfach nur Scheiße gelabert. Wir haben komplett aus alles Schläuchen gelassen und dann habe ich irgendwas vom Pferd erzählt. Also so Sachen, die auch einfach keinen Zusammenhang hatten. Ich habe ja auch noch so ein schäbiges Englisch, so richtig krüppelig und dann waren da auch noch Kollegen von uns, von American Steel, die lagen auf dem Boden vor Lachen. Die sagten diese Mischung aus total sinnlosen Sätzen und diesem Krüppelenglisch das wäre ganz bizarr gewesen. Dieser Abend war ganz geil. Das war auch so ein ganz abgeranzter Laden .

KonzertReview.de: Das war es auch schon. Vielen Dank für deine Antworten!

Das Interview führte Jacques-Marcel Lüddecke

Donots Karacho interview donots donots karacho interview guido knollmann interview guido donots
Vorheriger Artikel: 18.02.2015 – Simple Minds – Big Music Tour 2015 – Capitol Hannover
Nächster Artikel: Special Events | 19.02.2015 – Unser Song für Österreich – Glanzvoller Heimsieg für Ann Sophie
Free WordPress Themes - Download High-quality Templates